Immer wieder werde ich in Workshops oder im Netz gefragt wofür ich Filter in der Fotografie benötige. Eine der häufigsten Aussagen hierzu ist: „Das kann man doch viel besser in Photoshop machen“.
Diese Aussage ist aus meiner Sicht vollkommen Falsch. Auch wenn Adobe Photoshop ein wirklich mächtiges Werkzeug ist und ich viele Effekte nachahmen kann erhalte ich mit guten Filtern deutlich bessere Ergebnisse im Vergleich zu Photoshop. Im folgenden Beitrag werde ich erklären welche Filter es gibt und welche dieser Filter aus meiner Sicht auch heute noch wichtig sind.
ND-Filter (Neutral-Dichte Filter/Graufilter)
ND-Filter sind, ganz einfach ausgedrückt, eine Art Sonnenbrille für eure Kamera. Diese Graufilter, wie sie auch genannt werden, ermöglichen es die Belichtungszeit bei Tag zu verlängern. Hierdurch kann ich Bewegungen in einem Bild weichzeichnen. Ich habe euch hier zwei Fotos aus einem Trip nach Schweden eingefügt. Das erste wurde ganz normal aus der Hand ohne Filter fotografiert mit einer Belichtungszeit von 1/100 Sekunde, das zweite mit einem ND1000 und einem ND3 wurde bei strahlendem Sonnenschein für 30 Sekunden Belichtet. Wie ihr sehen könnt wird hierdurch das Wasser sehr weich dargestellt, die Bewegungen des Bootes kann man gut erkennen und auch in den Zweigen des Baumes seht ihr leichte Bewegungsunscharfe. Ich liebe diesen Effekt, da gerade bei Architekturaufnahmen oder Landschaftsfotos mit Wasser ein sehr ruhiger Bildlook entsteht.
ND-Filter setzen aufgrund der langen Belichtungszeit in der Regel ein Stativ und im Optimalfall einen Fernauslöser voraus.


Grauverlaufsfilter
Viele Fotografen kennen die Situation. Du möchtest einen wunderschönen Sonnenaufgang in einer beeindruckenden Kulisse fotografieren und entweder der Himmel wird überbelichtet und man erkennt die schönen Farben nicht mehr oder der Himmel ist richtig belichtet und der Rest des Bildes ist deutlich unterbelichtet. Hier helfen Grauverlaufsfilter, diese sind in der oberen Hälfte ND Filter, in der unteren Hälfte „normales“ Glas. Somit kann der extrem starke Kontrast zwischen Himmel und Vordergrund ausgeglichen werden und du erhältst eine ausgewogene Belichtung.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Grauverlaufsfiltern, die einen haben eine weichen Verlauf, die anderen einen harten Verlauf. Den Filter mit einem weichen Verlauf sieht man die Verwendung im späteren Bild nicht wirklich an. Diese Filter eigenen sich für nahezu alle Aufnahmesituationen und besonders bei einem unebenem Horizont. Grauverlaufsfilter mit einem harten Übergang eigenen sich besonders für Sonnenaufgänge mit einem ebenem Horizont. Bei diesen Filtern sieht man schneller einen Übergang.
Als alternative kann man natürlich auch hier zwei Belichtungen erzeugen und diese im Anschluss in Photoshop überblenden. Das Original mit einem Grauverlaufsfilter spart jedoch Zeit in der Nachbearbeitung/Entwicklung, daher bevorzuge ich diese Variante.
Hier habe ich euch mal eine kleine Übersicht von Amazon erstellt:
Zirkulare Polarisationsfilter oder auch Polfilter
Polfilter sind auch heute noch unersetzlich für einige Aufnahmen. So kann ich mit einem Polfilter unerwünschte Reflexionen von z.B. Wasser oder Glas unterdrücken aber auch Verstärken. Polfilter helfen in der Landschaftsfotografie um die Kontraste im Himmel zu erhöhen oder die Sättigung zu verstärken (blau des Himmels oder das Grün der Blätter). Gerade bei Filtern gibt es eine riesige Auswahl und extreme Preisunterschiede. Die günstigsten Filter gibt es häufig schon für ca. 20,00 €, jedoch kann ich mir einen solchen Filter sparen, denn die Bildqualität leidet deutlich. Ich persönlich setze seit einiger Zeit mit Begeisterung auf den Hoya HD Polarisationsfilter Cirkular 77mm* welcher in Tests auch deutlich teurere Filter wie den B+W zirkular Polarisationsfilter*
schlägt. Dabei kostet der Hoya aktuell nur ca. 72,00 € und der B+W Filter rund 160,00 €.
Wichtig, wenn ihr einen Polfilter kauft tut es für das Objektiv mit dem größten Frontdurchmesser, an kleineren Objektiven könnt ihr mit sogenannten Step-up Adaptern arbeiten.
Lineare Polfilter solltet ihr meiden, da diese nicht mit den modernen Autofokussystemen der Kameras kompatibel sind.
UV-Filter/UV-Sperrfilter
Ursprünglich sind UV-Filter zur Vermeidung von chromatischen Aberrationen und Unschärfen durch Ultraviolettes Licht entwickelt worden. Heutzutage wird häufig propagiert das ein UV-Filter als Schutz vor Kratzern oder anderen Beschädigungen auf jedes Objektiv gehört.
Moderne Objektive sind heute so vergütet das der Ursprüngliche Einsatzzweck eines UV-Filters nicht mehr existiert. Hierdurch wird lediglich die Abbildungsleistung des Objektivs reduziert ohne einen nennenswerten Vorteil zu bringen.
Das zweite genannte Argument, ein UV-Filter schützt das Objektiv vor Kratzern und gehört daher auf jede Linse, kann ich nur bedingt teilen. Es ist sicherlich richtig, dass Schmutz, Dreck, Schlamm, Sand oder kleine Steine ein Objektiv bzw. die Frontlinse beschädigen können. Wer also eine reduzierte Bildqualität verschmerzen kann und ihn das ganze nicht stört, der soll natürlich gerne einen UV-Filter verwenden.
Wie du meiner Aussage entnehmen kannst sehe ich das für mich persönlich etwas anders. Ich verwende keine UV-Filter auf meinen Objektiven, da sich mir der Sinn nur bedingt erschließt. Warum sollte ich zusätzliches Glas vor meine teuren Objektive schrauben wenn diese eindeutig die Bildqualität reduzieren, im Gegenlicht häufig unschönem streulicht führen und außer ein bisschen Schutz vor Kratzern nur Nachteile mit sich bringen?
Für Kratzer und andere Beschädigungen habe ich eine Fotoversicherung und bei pfleglichem Umgang mit der Ausrüstung ist das Risiko einer Beschädigung überschaubar. Ich musste auf jeden Fall noch nie die Versicherung in Anspruch nehmen.
Effekt und Infrarotfilter (sonstige Filter)
In Zeiten analoger Fotografie waren auch andere Filter wichtig. So gab es Infrarot-Sperrfilter (heute in der Regel vor dem Bildsensor fest verbaut) und Farbfilter. Bei den Farbfiltern/Korrektufiltern hat man in der Schwarzweißfotografie z.B. mit Gelb- oder Orangenfiltern den Blauanteil reduziert und somit den Kontrast zwischen Wolken und Himmel erhöht. Ein weiterer Nutzen war damals die Möglichkeit den Weißabgleich zu korrigieren und somit den Bildlook der Lichtsituation anzupassen.
Heute haben diese Filter keine wirkliche Bedeutung mehr, da sich diese dinge viel Komfortabler und gezielter in der Nachbearbeitung anpassen lassen.
Fazit
Viele der alten Filter haben durch die digitale Fotografie an Bedeutung verloren, einige Filter wie ND-, Grauverlaufs- und Polfilter sind weiterhin unersetzlich und bieten große Vorteile.
Wenn du selbst noch etwas ergänzen möchtest schreibe es doch einfach in die Kommentare.
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